Sonntag, 10. Februar 2019

Erhöhung der Testosteronwerte

Von Interesse für den Athleten ist eine Erhöhung der Testosteronausschüttung mit all seinen positiven Folgen. Erhöhte Testosteronwerte wirken sich sowohl auf die Regeneration als auch auf den Muskel- und Kraftaufbau aus. Aus diesem Grund wäre ein testosteronerhöhendes Supplement wünschenswert.

Die sicherste Variante wäre die Zuführung von Testosteroninjektionen. Allerdings wäre dies auch die sicherste Methode sich aktiv gesundheitliche Nebenwirkungen zu zuziehen, die als nicht positiv zu bewerten sind.

Eine weitere Möglichkeit soll sich aus der Einnahme von Pro-Hormonen ergeben. Die gängigen Pro-Hormone wie Androstendion oder 19-Norandrostendiol sollen nach der oralen Einnahme mittels verschiedener Enzyme entweder in Testosteron oder Nor-Testosteron umgewandelt. Werden. Die Studienlage zeigt sich jedoch sehr nüchtern, sodass nach meiner Meinung eher von einer Wirkungslosigkeit auszugehen ist. Vor dem Hintergrund möglicher Nebenwirkungen wie der Senkung der körpereigenen Produktion von Testosteron, einer möglichen Senkung des HDL-Cholesterinspiegels und damit verbundene kardiovaskuläre Risiken, Erhöhung des Herz-Kreislauf Risikos durch Anstieg der Blutfettwerte, würde ich von der Einnahme abzuraten.

Die dümmste Idee wäre die Einnahme von Drüsenextrakten, die u.a. aus Tierhoden gewonnen werden. Glaube versetzt bekanntlich Berge und so soll dem Athleten Glauben gemacht werden, dass das Testosteron der Vorbesitzer nach der Einnahme auf sie überginge. Selbst, wenn diese nach der Verarbeitung noch Spuren dieses Hormons enthalten sollten, die Leber würde diese beim ersten Durchlaufen (First Pass) der Nährstoffe zwecks Zerstörung schädlicher Substanzen, deaktivieren. Auch Pflanzenextrakte wie Smilax oder Yohimbin erhöhen die Testosteronwerte, trotz anders lautender Propaganda, erwiesenermaßen nicht, was das relativ schnelle Verschwinden dieser Präparate aus dem Supplementangebote der meisten Anbieter zu diesem Zweck erklärt.

Bleibt eigentlich nur noch ein Supplement übrig, das in Betracht gezogen werden könnte: Tribulus Terrestris.

Laut angeblicher Studien wird von positiven Auswirkungen auf den Testosteronspiegel ausgegangen. Von Erhöhungen bis zu 72% wird berichtet, ebenfalls von einer Steigerung der LH-Ausschüttung (Luteinisierendes Hormon, was hiermit in direktem Zusammenhang steht). Die dabei verwendete Menge lag bei 750mg Tribulus-Terrestris-Extrakt pro Tag, der ca. 45% Saponine lieferte. Saponine sind steroidähnliche Substanzen, die sich für die direkte Wirkung auf die Testosteronerhöhung verantwortlich zeigen.

Dies sollte jedoch kritisch hinterfragt werden. Wissenschaftlich belegt ist, dass die Wirkung von Tribulus Terrestris dazu führt das eine vermehrte Ausschüttung vom Luteinisierenden Hormon (LH) in der Hypophyse anregt wird. Dies lässt den Testosteronspiegel ansteigen. Der Regulationsmechanismus, der für die Stabilität des Hormonspiegels tätig ist, bleibt jedoch unberührt. Es wird lediglich die Testosteronsynthese stimuliert. Also kann Tribulus Terrestris doch nicht als Vorstufe von Testosteron bestimmt werden.

Auf Grund dieser sehr widersprüchlichen Studienlage habe ich mich entschieden in einem Selbstversuch die Wirkung von Tribulus Terrestris auszuprobieren. Ich habe mich für das Produkt "TEST-X2" von All-Stars entschieden. Die Einnahmedauer betrug vier Wochen.

Die neue Rezeptur liest sich erst einmal vielversprechend. Bei der Zusammensetzung sind 19 Prozent Protodioscin und 80 Prozent Saponine, Zinkglukonat, D-Asparaginäure und Premium-Tribulus-Extrakt enthalten.

Um ein realistisches und nachprüfbares Ergebnis für mich zu erzielen, habe ich folgenden Test ausgeführt. Ich hatte in meinem Trainingsprogramm Kurzhanteldrücken lange Zeit nicht ausgeführt. Daher habe ich einen Monat lang jeweils einmal pro Woche Kurzhanteldrücken in mein Training eingebaut. Mein Aufbau war so geplant, dass ich das Anfangsgewicht so gewählt habe, dass ich 6 Wiederholungen schaffe. Im Konkreten waren es 32,5 kg pro Kurzhantel. Dann habe ich jede Woche das Gewicht pro Kurzhantel um 2,5 kg erhöht und versucht wieder auf sechs Wiederholungen zu kommen. Ab der dritten Woche konnte ich diese Steigerung nicht mehr bewältigen. Bei 40 kg konnte ich nur vier Wiederholungen umsetzen.

Dann habe ich einen Monat mit Kurzhanteldrücken pausiert.

Danach habe ich den selben Versuch wieder durchgeführt. Diesmal konnte ich mit 35 kg pro Kurzhantel und 6 Wiederholungen eingestiegen. Hier war nach zwei Erhöhungen, also erneut bei 40 kg mit der Steigerung Schluss. Es waren zugegebenermaßen 5 Wiederholungen.

Um die Regenerationsfähigkeit zu prüfen, habe ich folgenden Trainingsaufbau gewählt. Ich habe unmittelbar vor dem Beginn der Einnahme 100 Kettlebell-Swing mit 24 kg ausgeführt und die Zeit gemessen, 3,58 min. Dann habe ich dieselbe Anzahl an Kettlebell-Swing einen Tag später ausgeführt. Die Zeitdifferenz lag bei vier Sekunden, 4,02 min.

In der vierten Woche nach Einnahme von TEST-X2 habe ich den selben Versuch nochmals ausgeführt. Im Ergebnis bin ich auf 4,01 min am ersten Tag und 3,59 min am zweiten Tag gekommen.

Das Ergebnis war für mich ernüchternd. Ich konnte keinerlei nachweisbare positive Wirkungen feststellen. Weder war eine überdurchschnittliche Steigerung meiner Kraftleistung festzustellen, noch hatte ich das Gefühl eine schnellere Regenration zu erreichen.

Um den Testosteronspiegel anzuheben, bedarf es daher wohl nicht der Einnahme der nicht ganz preiswerten Tribulus Terrestris Produkte.


Für dieses Vorhaben gibt es nach meinem Dafürhalten effektivere Möglichkeiten.

Der kraftaufbauende Effekt wird durch den Zusatz von Creatin, was das Zellvolumen und somit den Muskelumfang erhöht, definitiv gesteigert. Die zusätzliche Einnahme der Aminosäure Glutamin bietet sich hier förmlich an, vergrößert diese doch ebenfalls das Zellvolumen. Glutamin wirkt sich darüber hinaus, zum richtigen Zeitpunkt eingenommen, positiv auf das Muskelwachstum aus und verbessert die Regenerationsfähigkeit des Körpers. Letzt genannter Punkt ist einer der Gründe, warum Natural-Athleten eines Tages an ihre Grenzen stoßen. Die Trainingsbelastung muss immer höher ausfallen, um ein Muskel- und Kraftwachstum auszulösen, allerdings sinkt mit gesteigerter Intensität auch die Fähigkeit des Körpers, sich ausreichend zu erholen. Das Verhältnis von anabolen (Testosteron) zu katabolen Hormonen (Cortisol) verschiebt sich zugunsten der katabolen (muskelabbauenden) Situation. Das durch intensives Training ausgeschüttete Testosteron reicht einfach nicht mehr aus, um den zerstörerischen und muskelabbauenden Effekt des Cortisols abzufangen.

Ein weitestgehend unbekanntes Phospholipid - namens Phosphatidylserin - hat in diversen Studien eine stark hemmende Wirkung auf den Cortisolspiegel gezeigt. Es konnte nachgewiesen werden, dass die tägliche Einnahme von 800mg Phosphatidylserin den Cortisolspiegel um die Hälfte senken kann, was einen außergewöhnlich hohen Wert darstellt. Von der Wirkung her kann man diesen Effekt mit dem Einsatz milder Steroide wie Metenolon (Primobolan) oder Stanozolol (Winstrol) vergleichen.

Weitergehend führt die Einnahme der drei Aminosäuren Arginin, Ornithin und Lysin in der Verbindung mit einem niedrigen Blutzuckerspiegel zum späten Abend und zur Nacht hin, zu einem Anstieg des Wachstumshormons, was einen positiven Einfluss auf die Testosteronsynthese hat. Wichtig ist natürlich auch ein vernünftiges Cardiotraining, Gemüse und Proteine sind dabei auch keinesfalls zu verachten. Viel Schlaf ist ebenfalls sehr förderlich.

Ein wichtiges Stichwort in diesem Zusammenhang ist die „Insulinsensibilität“. Sowohl an den Muskelzellen als auch an den Fettzellen befinden sich Insulinrezeptoren. Je sensibler diese auf das Speicherhormon Insulin reagieren, desto größer die Chance, dass möglichst viele Nährstoffe aufgenommen werden. Das Optimum sieht so aus, dass die Muskelzellen so sensibel wie möglich reagieren, denn je mehr Nährstoffe in die Muskelzellen geschleust werden, desto schneller geht ein Gewinn an Muskelmasse vonstatten und desto weniger Nährstoffe werden in den Fettdepots gespeichert.

Leider sieht es heutzutage so aus, dass ein Großteil von uns unter einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Insulinresistenz leidet, d.h., dass eben jene Rezeptoren auf Grund von Bewegungsmangel, falscher Ernährung und einem Zuviel an Kohlenhydraten, mit der Zeit an Sensibilität verloren haben und Nährstoffe dadurch anstatt in die Muskulatur, vorrangig ins Fettgewebe wandern.

Abhilfe schaffen können hier sogenannte „Insulinmimiker“ wie Vanadyl und Chrom. Besonders die Wirkung von Chrom gilt als hinlänglich wissenschaftlich bewiesen.

Jedes dieser beiden Supplements an sich kann langfristig eingenommen die Insulinrezeptorensensibilität erhöhen und somit genannten Problemen entgegen wirken. Die Kombination beider gilt seit Jahren als Geheimtipp, nicht nur während Diäten, um den Insulinspiegel zu optimieren, sondern auch während Massephasen, um eine eventuelle Fettzunahme so gering wie möglich zu halten und von einer optimalen Nährstoffverwertung zu profitieren.

Kritiker dieser Kombination führen immer wieder an, dass Vanadyl und Chrom nicht bei jedem wirkt. Dieser Einwand ist nicht unbegründet. Der Grund hierfür begründet sich wie folgt. Da beide Supplements die Sensibilität der Insulinrezeptoren beeinflussen können sie ihren Job nur ausüben, wenn der Bedarf hierfür besteht. Bei Anwendern, deren Rezeptoren bereits ausreichend sensibel sind und allgemein als gute „Futterverwerter“ gelten, wird diese Kombination keine weitere Wirkung mehr zeigen. Ob ihnen diese Kombination einen Nutzen bringt, sollten sie am besten selbst für sich herausfinden. Verwenden sie beide Substanzen für einen Monat und sollten sie innerhalb dieser Zeit keinen besseren Pump beim Training, keine vollere Muskulatur und keine optische Veränderung ihrer Figur festgestellt haben, dann werden sie Vanadyl und Chrom nicht benötigen.