Freitag, 23. März 2018

ATP als mögliche Ergänzung


WIE ATP PRODUZIERT WIRD

ATP ist eine Nukleinsäure, derselbe Stoff, aus dem auch die DNA besteht. Eine Nukleinsäure setzt sich zusammen aus einem Einfachzuckermolekül (Ribose) mit einer Nukleinbase auf einer Seite und drei an der anderen Seite hängenden energiereichen Phosphaten.



Die Phosphate sind wichtig, denn sobald sich das letzte von ihnen aus der Kette löst, wird eine geballte Ladung Energie frei, was unzählige Prozesse im menschlichen Körper befeuert, einschließlich Muskelkontraktionen, Nährstoffstoffwechsel und Nervenübertragung. Alle drei dieser Prozesse sind im Gewichtstraining von außerordentlicher Wichtigkeit. Der Körper ist in der Lage, ATP über eine Reihe interner chemischer Reaktionen zu produziere wie auch zu reproduzieren.

Diese sind:

1. Creatinphosphat (CP)


Bei Eintritt in eine Muskelzelle wird Creatin ein energiereiches Phosphat hinzugefügt. An diesem Phosphat hält das Creatin fest, bis es für die ATP-Produktion benötigt wird. Sobald das der Fall ist, gibt Creatin das Phosphat an ADP (Adenosindiphosphat - ähnlich wie ATP, nur mit einem Phosphat weniger) ab, damit ATP gebildet werden kann. Diese Form von ATP heißt anaerob, weil sie keinen Sauerstoff benötigt, um schnelle Energie für Aktivitäten wie das Heben schwererer Gewichte oder Sprints zu produzieren und bereitzustellen.

2. Glykolyse

Eine weitere Methode, wie ATP in den Muskelzellen produziert wird, ist über eine Aufspaltung von Glukose = Glykolyse. Die Glykolyse ist ein 10-Schritte-Prozess, der Enzyme verwendet, welche die Glukose im Wesentlichen halbieren und in zwei Pyruvatmoleküle umwandeln. Findet eine Glykolyse ohne genügend Sauerstoff statt (anaerob), wird das Pyruvat in Milchsäure (Laktat) umgewandelt. Diese Art von Glykolyse produziert ATP für ein Gewichtstraining mit moderaten Wiederholungen. Werden mehr Wiederholungen oder mehr Sätze ausgeführt, setzt die aerobe Glykolyse ein. Die aerobe Glykolyse verwendet Sauerstoff, um zu verhindern, dass Pyruvat in Milchsäure umgewandelt wird, was Muskelermüdung hinaus zu zögern hilft und zahlreichere Wiederholungen ermöglicht.

3. Krebszyklus

Steht genügend Sauerstoff zur Verfügung, wird Pyruvat weiter aufgespalten, worauf noch mehr ATP produziert wird. Dieser Prozess trägt die Bezeichnung Krebszyklus und resultiert in mehr ATP als die zwei vorangegangenen Pfade, aber es entsteht dabei auch mehr Kohlendioxid. Fett und manche Aminosäuren können ebenfalls in den Krebszyklus eintreten und zur Produktion größerer ATP-Mengen beitragen.
4. Oxidative Phosphorylierung

Das meiste ATP wird mittels einer Reaktionskette gebildet, die eng mit dem Krebszyklus

zusammenhängt. Sie heißt oxidative Phosphorylierung oder Atmungskette, denn aus dem Sauerstoff, den wir einatmen, wird ATP und auch Wasser gebildet. Ohne Sauerstoff stoppt dieser Prozess, aber mit Sauerstoff kann genügend ATP produziert werden, um einer Person zu erlauben, einen Marathon zu laufen.

WIE ERGÄNZUNGEN ATP STEIGERN

Die meisten Ergänzungen steigern die ATP-Produktion in den Muskeln mithilfe einer der vier genannten Methoden. Diese Produkte besitzen keine angehängten energiereichen Phosphate, da ihr Eintritt in die Muskelzellen sonst massiv erschwert würde. Stattdessen werden ihnen die Phosphate im Innern der Zelle hinzugefügt (sie werden „phosphoryliert“).

Creatin

Wenn Sie Creatln nehmen tritt es in den Muskelzellen ein und wird phosphoryliert. Das hilft, mehr von dem schnellen ATP zu produzieren, das sich als besonders nützlich erweist, wenn sie es am meisten brauchen, zum Beispiel wenn Sie die achte Wiederholung im Bankdrücken in Angriff nehmen. Und dank dem schnellen Energieschub, den Creatin dem Kontraktionsmechanismus der Muskeln liefert, kann es sogar sein, dass Sie eine neunte Wiederholung schaffen. Das ist nur ein Weg, wie Creatin Kraft und Muskelmasse steigern hilft. Creatin gibt es in zahlreichen Formen (einschließlich Monohydrat, Citrat, Pyruvat, Athylester, Alpha-Ketoglutarat), die alle effektiv scheinen, wenn es darum geht, Creatin in die Muskeln zu schleusen.

Nehmen Sie 3-5 Gramm Creatin vor und nach den Workouts.

Citrullin-Malat

Diese Ergänzung als Verbindung der Aminosäure Citrullin mit Apfelsäure (Malat), einem an dem Krebszyklus beteiligten Molekül, ist ein Multitalent und unterstützt die ATP-Produktion. Die Apfelsäure hilft, die während einer Trainingseinheit entstehende Milchsäure zu verbrennen. Dies geschieht mittels einer Anregung des Krebszyklus, so dass Pyruvat benutzt werden kann, um mehr ATP zu bilden. Dagegen ist Citrullin am Abtransport von Ammoniak aus dem Körper beteiligt. Ammoniak ist ein giftiger Stoff, der bei der Verstoffwechselung von Aminosäuren (zum Beispiel während intensivem Training) entsteht und die Muskelermüdung beschleunigt. Die Einnahme von Citrullin kann die Beseitigung von Ammoniak anregen und Muskelermüdung damit hinauszögern helfen.

Wenn Citrullin und Apfelsäure miteinander verbunden werden, kämpfen sie aus mindestens zwei verschiedenen Winkeln gegen Muskelermüdung. Citrullin verbessert auch die Durchblutung, weil es in Arginin umgewandelt wird, das Stickoxid (NO) produziert. Eine verbesserte Durchblutung bedeutet, dass mehr Sauerstoff und Nährstoffe zu den Muskeln gelangen. Dies führt indirekt zu einer höheren ATP-Produktion.

Pyruvat

Das Nebenprodukt des Glukose-Stoffwechsels gibt es auch als Ergänzung. Weil Pyruvat den Krebszyklus in den Zellen anregen hilft, stellten Wissenschaftler die These auf, dass der Krebszyklus an Geschwindigkeit gewinnt, mehr Fett und Glukose verbrennt, um mehr ATP zu produzieren, wenn man Pyruvat direkt an die Muskeln füttert. Mehrere Studien zeigten, dass eine Pyruvat-Ergänzung die Ausdauerkapazität der Muskeln verbessert. Ein weiterer Vorteil ist der offenbar höhere Fettabbau, der eintritt‚ wenn die Pyruvat-Ergänzung von einer kalorienarmen Diät begleitet wird.

Die Hauptfrage, die sich hinsichtlich der Pyruvat-Ergänzung stellt, betrifft die Dosierung, die nötig ist, um eine angemessene Wirkung hervorzurufen. Die meisten Studien arbeiteten mit fast 25 g Pyruvat, zusammen mit bis zu 75 g Dihydroxyaceton (ein weiteres Abfallprodukt des Glukose-Stoffwechsels). Es werden aber auch ähnliche Wirkungen mit niedrigeren Dosierungen angegeben. Manche Experten empfehlen annähernd 1 g pro 10 Pfund. (1 engl. = 0,453 Kilogramm) Körpergewicht, andere bevorzugen 5 - 6 g. Wenn Sie hohe Dosierungen ausprobieren möchten, arbeiten Sie sich langsam auf die gewünschte Menge hinaufarbeiten, da Pyruvat Verdauungsprobleme verursachen kann.

Halten sie nach Produkten Ausschau, die etwa 1 g Pyruvat liefern, und nehmen sie drei bis viermal täglich 2 - 4 g auf leeren Magen. Sie können auch Pyruvat ergänzen indem Sie nach den Workouts Creatin Pyruvat nehmen.

Ribose

Bei Ribose handelt es sich um eine tatsächliches Element von ATP.

Forschungsergebnisse unterstützen die These, dass eine Ribose-Ergänzung die Leistung bei Bewegungen, die wiederholt werden steigert. Es kann sein, dass Ribose Sie nicht im ersten Satz stärker macht, aber Sie können damit rechnen, mehr Wiederholungen im zweiten und dritten Satz zu bewältigen. Das liegt daran, dass zusätzliche Ribose in Form von D-Ribose-Ergänzungen eine schnelle Erholung der ATP-Mengen nach intensivem Training fördert. Die empfohlene Dosis sind 10-20 g am Tag, auf zwei Dosierungen verteilt. Erwägen Sie, Ihre Ribose-Ergänzung vor und nach dem Training zusammen mit Creatin einzunehmen.

WIE EINE ATP-ERGÄNZUNG WIRKT

Die Einnahme von ATP selbst erscheint als logistischer Weg, mehr ATP in die Muskelzellen zu bringen, Bestimmt ist Ihnen aufgefallen, dass keine der zuvor aufgelisteten Ergänzungen tatsächliches ATP enthält. Der Grund sind zwei Hauptprobleme, die bei der Ergänzung von ATP auftauchen. Erstens wird ATP im Körper schnell abgebaut; zweitens ist es für die Substanz fast unmöglich, die Muskelzellmembranen zu passieren, solange sie Phosphate im Schlepptau hat. Diese Schwierigkeiten waren es, die viele Ergänzungsforscher veranlassten, sich von ATP abzuwenden und sich intensiver mit anderen Ergänzungen wie Creatin zu beschäftigen.

Heute bieten mehrere Hersteller ATP in Ergänzungsform an. Unter anderem preist der Hersteller Body Attack sein Produkt „ATP Tor2“ an.

Laut Aussage soll dieses Produkt wie folgt wirken:

Bei ATP TOR2 handelt es sich um eine patentierte, klinisch validierte Formel, die speziell für Sportler entwickelt wurde, die das Ziel Kraftzuwachs verfolgen. Body Attack ATP TOR2 liefert Adenosin-5-Triphosphat, das eine spezielle Form von Adenosintriphosphat, auch kurz ATP genannt, ist.

Allerdings bleibt Body Attack hinsichtlich der Bioverfügbarkeit eine Antwort schuldig.

Wie Studien gezeigt haben, erhöht die Ergänzung von ATP das ATP-Aufkommen im Blut, was positive Wirkungen für Athleten hat. Die meisten Nutzen, die ATP in Bezug auf die Muskeln liefert, hängen mit der verbesserten Durchblutung zusammen.



ATP, das ergänzt wird, landet in der Leber, wo es den ATP-Gehalt der roten Blutkörperchen (für den Sauerstoff im Blut verantwortlich) erhöht. Die roten Blutkörperchen laden ATP in der der Nähe der Muskelzelle ab, wo es mit spezifischen Rezeptoren reagiert, die sich im Innern der Blutgefäße befinden. Sobald ATP an diese Rezeptoren andockt, wird NO freigesetzt. Das wiederum hat eine Erweiterung der Blutgefäße zur Folge. Sie erzielen einen bessere Pump, mehr Sauerstoff und Nährstoffe werden in die tätigen Muskeln geliefert und mehr Schlackeschicht aus dem Körper abtransportiert.

Der Fettabbau ist ein weiterer Nutzen von höheren Mengen von ATP im Blut. Nachdem es von den roten Blutkörperchen abgeladen wurde, wird ATP schnell zu Adenin und freien Phosphaten abgebaut. Adenosin verbindet sich mit den spezifischen Rezeptoren der Fettzellen und verringert die Fettfreisetzung aus den Zellen, so dass die Menge an eingelagertem Fett wächst.

Der Schlüssel hier ist, dass (durch eine ATP-Ergänzung) chronisch erhöhte Adenosin-Mengen, eine Desensibilisierung der Adenosin-Rezeptoren zu Folge haben, worauf weniger Adenosin als normalerweise gebunden und damit weniger Fett eingelagert wird. Die Desensibilisierung hat noch einen weiteren Vorteil. Die Adenosin-Rezeptoren reagieren sensibler auf Koffein, das an die Rezeptoren andockt und eine Verbindung von Adenosin mit den Fettzellen zusätzlich verhindert.

Das macht Koffein zu einer hervorragenden Begleitung zu einer ATP-Ergänzung für den Fettabbau.

ATP-Ergänzungen können auch den Appetit dämpfen. Hungersignale gehen nicht nur vom Magen aus. Wenn die Energievorräte in der Leber sinken während einer Diät - wird ein Signal an das Gehirn gesendet, das eine Nahrungsaufnahme anregt. Wenn Sie mit ATP ergänzen, halten Sie die ATP-Menge in der Leber hoch und schützen sich vor plötzlichen Hungerattacken, die eine unkontrollierte Nahrungsaufnahme provozieren.

Um sich in den Genuss der verschiedenen ATP-Nutzen zu bringen, benötigen Sie zwischen 250 und 500 mg am Tag, die Sie verteilt auf zwei Dosierungen auf leeren Magen nehmen.
Bioverfügbarkeit

Um es vorwegzunehmen: Allzu viel brauchbares Studienmaterial findet sich zur Supplementierung von ATP nicht. Beim vorhandenen Material stößt man immer wieder auf das alles überschattende Thema „Bioverfügbarkeit“ und damit genau genommen auf die Grundvoraussetzung für Effektivität (zunächst noch egal, ob positiv oder negativ).

Unter Bioverfügbarkeit versteht man den Anteil eines Nährstoffes, der nach der Verabreichung dem Körper tatsächlich zur Verfügung steht. Eine Reihe von Komponenten bestimmen dabei über die Bioverfügbarkeit:

  • Aktivität von Verdauungsenzymen
  • Bindung und Aufnahme durch die Darmschleimhaut
  • Transport durch die Darmwand in den Blutkreislauf oder das Lymphsystem
  • Systemische Verteilung
  • Speicherung und metabolisch – funktionelle Verwendung
Ist ATP bioverfügbar?

Soweit erkennbar habe Studien festgestellt, dass selbst bei Verabreichung von Magensaft resistente Tablette in einer Größenordnung von 5000 mg nur eine geringfügig erhöhte ATP-Blut- und Plasmakonzentrationen feststellbar waren.

Aus den Studien lässt sich ableiten, dass die orale Zuführung zu ansteigenden Harnsäurewerten führt. Dies spricht dafür, dass zumindest ein Teil allen zugeführten ATPs nicht als solches energetisch bereitgestellt, sondern schlichtweg abgebaut wird. Auch ein Abbau zu Adenosin gilt als wahrscheinlich, wenngleich dieser nicht als negativ anzusehen ist.

Die Frage der tatsächlichen Bioverfügbarkeit von ATP bleibt letztlich bis zum heutigen Tage somit noch ein weitergehend zu erforschender Sachverhalt.

Daher wäre es durchaus von Interesse, wenn Body Attack sich in seiner zum Produkt ausgewiesenen Studie sich dazu äußern würde. Soweit in diese Studie auf die Studie von Wilson verwiesen wird, sollte man diesen Sachlage genauer betrachten.

Wilson befasste sich in seiner Studie im Jahr 2013 mit dem Effekt der Einnahme von ATP auf die Muskelmasse. Hierfür holten sie sich trainierte Probanden und verabreichten diesen 400 mg ATP oder ein Placebo über 12 Wochen jeweils 30 Minuten vor dem Training. Die Studie durchlief 3 Phasen, beginnend mit einem periodisierten Widerstandstraining (Wochen 1 bis 8), weiter mit einer zweiwöchigen Overreaching-Phase (Wochen 9+10 mit erhöhter Intensität + Trainingsfrequenz) und weiter einer zweiwöchigen Tapering-Phase (Wochen 11+12). Kraftwerte sowie Muskelmasse wurden zu Beginn sowie nach 4, 8 und 12 Wochen bestimmt. Mit Fortschreiten des Versuchs ergaben sich Unterschiede in Sachen Kraftleistungen (Beinpresse 12,9% zu 4,4% und Kreuzheben 16,4% zu 8,5%), vertikale Sprungkraft (15,3% zu 11,5%) und auch Muskelmasse (siehe Darstellung) mit jeweils besseren Ergebnissen in der ATP-Gruppe. Zudem verzeichnete die ATP-Gruppe einen verringerten Proteinabbau im Vergleich zur Placebo-Gruppe sowie einen statistisch nicht signifikant stärkeren Verlust an Fettmasse. Interessant war die Feststellung, dass ATP insbesondere während und nach dem Overreaching dabei half, Muskelmasse und Kraftwerte nicht nur zu erhalten, sondern nochmals deutlich zu steigern. Mehr vermutet als bisher tatsächlich bewiesen, wird der Zusammenhang in einem verändernden Ca2+-Einstroms gesehen, der sich unmittelbar auf die muskuläre Leistung auswirken kann. Beschleunigte Genesung dank ATP wird als möglicher Effekt von ATP insbesondere in Phase 2 vermutet, während auch hier eine vermehrte Substrat- sowie Sauerstoffverfügbarkeit als mögliche Ursache für muskuläre Verbesserung angeführt wird.

FAZIT: Ob also die ATP-Produkte wirklich einen Leistungszuwachs bewirken, dürfte zu problematisieren sein. Anzuraten wäre aus diesseitiger Sicht sich eher auf die Eingangs ausgewiesene Supplementierung mit Creatin usw. zu orientieren.