Um
ein Maximum an Kraft und/oder Muskelmasse aufzubauen bedarf es eines
methodischen Vorgehens. Dies gilt insbesondere für die Gestaltung
des Trainingsprogramms. Leider haben die meisten Athleten wenig bis
keine Ahnung, was wirklich effektiv trainieren bedeutet und machen
deshalb nur ungenügende bis gar keine Fortschritte. Ein Blick in die
Fitnessstudios bestätigt dies und enthüllt Trostloses. Fast jeder
trainiert völlig unproduktiv und ohne Plan vor sich hin. Besonders
schlimm finde ich diejenigen Athleten die sich dann noch
Aufschreiben, was sie ohnehin Tag ein Tag aus trainieren.
Hier
ist ein Trainingsprogramm, das sie Überzeugen wird, dass man in
kurzer Zeit mehr erreichen kann, wenn man methodisch trainiert.
Der
Grundgedanke des 3 Phasen-Prinzips beruht auf dem Ansatz, dass jede
Muskelzelle aus drei Komponenten besteht. Um ein maximales
Zellwachstum zu erreichen wird dieses Programm alle gleichzeitig
stimulieren. Wichtig ist hierbei zu verstehen, dass diese
Einzelkomponenten sich deutlich von einander unterscheiden und
hochspezifische Eigenschaften besitzen. Jede dieser drei
Einzelkomponenten reagiert auf ein Gewichtstraining verschieden, d.h.
es ist eine jeweils spezielle Trainingsmethodik erforderlich.
Um
den Ansatz zu verstehen, ist es erforderlich, mit den Eigenschaften
der Muskelzelle vertraut zu machen. Dies ist insbesondere deshalb
notwendig damit bei der Zusammenstellung des Trainingsplans
sichergestellt wird, dass alle drei Muskelzellkomponenten gründlichst
und vollständig belastet werden.
1.)
Schnell kontrahierende weiße Muskelfasern:
Die
schnell kontrahierenden weißen Muskelfasern bestehen hauptsächlich
aus Myofibrillen und besitzen eine Vielzahl an Nervenbündeln. Dies
bedeutet, dass dieser Muskeltypus ausschließlich bei schweren,
kurzen und explosiven Belastungen zum Einsatz kommt. Die schnell
kontrahierenden weißen Muskelfasern reagieren auf ein richtig
gestaltetes Training mit einer Hypertrophie, d.h. einem
Dickenwachstum der Muskelfaser sowie einer damit verbundenen
Vermehrung der Myofibrillen und Nervenbündel. Konkret bedeutet dies,
dass Athleten mit extrem schweren Gewichten bei maximal sechs
Wiederholungen trainieren und dabei bis zum positiven Muskelversagen
gehen. Die Wiederholungen werden in einem kraftvollen, explosiven
Stil ausgeführt, wobei zwischen jeder einzelnen Wiederholung in der
gestreckten Arm- bzw. Beinposition eine kurze Pause von ca. einer
Sekunde eingelegt wird. Die Pausenlänge zwischen den einzelnen
Sätzen sollte aufgrund der schweren Gewichte und der maximalen
Belastung bei ca. drei bis fünf Minuten liegen. Dadurch wird
sichergestellt, dass die schnell kontrahierenden weißen Muskelfasern
bei den nachfolgenden Sätzen wieder voll einsatzfähig sind. Der
Pumpeffekt ist hierbei von sekundärer Bedeutung
2.)
Intermediäre Muskelfasern:
Die
intermediären Muskelfasern bestehen ebenfalls aus Myofibrillen und
Nervenbündeln, allerdings in weitaus geringerer Zahl als die schnell
kontrahierenden weißen Muskelfasern. Dafür besitzen die
intermediären Muskelfasern mehr Mitochondrien, welche für die
Zellatmung sowie die ATP-Produktion verantwortlich sind. Dies
bedeutet, dass die intermediären Muskelfasern eine etwas höhere
Ausdauer besitzen als die schnell kontrahierenden weißen
Muskelfasern, jedoch nicht soviel Maximalkraft aufbringen können. Um
die intermediären Muskelfasern zum Wachstum zu stimulieren sollte
deshalb mit mittelschweren Gewichten bei ca. 10von 10 bis 12
Wiederholungen trainiert werden. Auch hier muss jeder Trainingssatz
bis zum positiven Muskelversagen absolviert werden. Die
Wiederholungsausführung ist diesmal nicht explosiv, sondern sollte
von normaler, mittelschneller Geschwindigkeit sein. Dabei sollte
keine oder nur eine ganz kurze Pause in der gestreckten Arm- bzw.
Beinposition zwischen den Wiederholungen eingelegt werden. Die
Pausenlänge zwischen den einzelnen Sätzen liegt hier bei zwei bis
drei Minuten.
3.
Langsam kontrahierende Muskelfaser
Auch
die langsam kontrahierenden roten Muskelfasern bestehen aus
Myofibrillen, die bei korrektem Training hypertrophieren und in die
Breite wachsen. Der große Unterschied zu den anderen zwei
Muskelfasertypen ist, dass die langsam kontrahierenden roten
Muskelfasern über eine Vielzahl an Mitochondrien und Myoglobin
verfügen. Die Kapillarisierung und Durchblutung in den langsam
kontrahierenden roten Muskelfasern ist deshalb am stärksten
ausgeprägt. Das bedeutet, dass die langsam kontrahierenden roten
Muskelfasern die größte Ausdauerleistung aller drei
Muskelfasertypen erbringen. Die langsam kontrahierenden roten
Muskelfasern reagieren am besten auf hohe Wiederholungszahlen und
konstante Muskelspannung. Das verwendete Gewicht ist hierbei von
sekundärer Bedeutung. Ideal trainiert man ab einem Spektrum um 20
Wiederholungen. Die Wiederholungen werden in einem langsamen,
konzentrierten Tempo absolviert. Wichtig ist, zwischen den einzelnen
Wiederholungen in der gestreckten Arm- bzw. Beinposition diesmal
keine Pause einzulegen. Alle Wiederholungen müssen in einer
flüssigen Folge ausgeführt werden. Um dies zu erreichen empfiehlt
es sich die Bewegung nicht im ganzen möglichen Radius auszuführen,
sondern den Umkehrpunkt der Bewegung jeweils kurz vor dem Endpunkt
der möglichen Bewegung zu setzen. Auch hier geht der Trainingssatz
bis zum positiven Muskelversagen. Der Aufpumpeffekt wird bei dieser
Art der Übungsausführung enorm sein.
Grundvoraussetzung
für einen Zuwachs an Kraft und Muskelmasse ist die Beachtung des
Überlastungsprinzip, der Trainingsintensität und der korrekten
Festlegung des Erholungszeitraums zwischen den einzelnen
Trainingseinheiten.
Überlastungsprinzip
Ein
kontinuierliches Kraft- und Muskelwachstum erfordert, dass die
Muskulatur ständig neuen Herausforderungen ausgesetzt wird. Der
Körper bzw. die Muskulatur hat die Eigenschaft sich neuen Reizen
bzw. Belastungen anzupassen und leistungsfähiger zu werden. Das
Problem hierbei ist, dass der Körper sich schnell an eine neue
Belastung gewöhnt und die Fortschritte zum erliegen kommen. Erst
wenn die Belastung wieder um ein kleines Stück nach oben geschraubt
wird, stellt dies quasi eine neue Herausforderung für den Körper
dar, und er versucht sich dieser mit einem weiteren Leistungszuwachs
anzupassen.
Die
beste und wirksamste Methode, die Muskeln regelmäßig neuen
Belastungen auszusetzen, ist eine schrittweise Erhöhung der
Trainingsgewichte. Wer heute z.B. im Bankdrücken sechs
Wiederholungen mit 100 kg schafft und in acht Wochen in der Lage ist
sechs Wiederholungen mit 110 kg zu absolvieren, der kann damit
rechnen, dass seine Brust-, Schulter- und Trizpesmuskulatur sichtbar
an Kraft und Wachstum zugelegt hat. Der Athlet muss deshalb dafür
sorgen, bei allen Übungen kontinuierlich schwerere Gewichten zu
verwenden, allerdings unter Einhaltung der jeweils vorgeschriebenen
Wiederholungszahl.
Training
mit hoher Intensität
Für
den Aufbau von Kraft und Muskelmasse sollte Qualität vor Quantität
stehen, d.h. eine hohe Trainingsintensität ist wichtiger als ein
hoher Trainingsumfang. Das Kraft- und Muskelwachstum kann mit relativ
wenigen Sätzen ausreichend stimuliert werden, wenn jeder
Trainingssatz bis zum positiven Muskelversagen durchgeführt wird.
Ein Satz sollte erst dann beendet werden, wenn der Athlet nicht mehr
in der Lage ist, eine weitere Wiederholung mit eigener Kraft zu
absolvieren.
Ausreichend
Erholung
Ein
intensives Training ist ohne Zweifel die Voraussetzung für ein
Kraft- und Muskelwachstum, doch das eigentliche Muskelwachstum findet
in der Erholungsphase statt. Je höher die Trainingsintensität ist
und je stärker die Muskeln belastet werden, desto mehr Zeit
benötigen diese zur Erholung und zum Aufbau neuer Muskelsubstanz
(Überkompensation) und Gewinnung von Kraft. Neben den einzelnen
Muskelgruppen muss auch dem Körper als Ganzes ausreichend Erholung
gegönnt werden. Daher wird bei diesem Trainingsansatz jede
Muskelgruppe nur einmal pro Woche trainiert. Ziel ist es, den Muskel
möglichst vollständig und umfassend zu beanspruchen und ihm
anschließend genügend Zeit zur Erholung zu geben. Um den Körper
als Ganzes nicht zu überfordern und um ein Übertraining zu
vermeiden, wird nur an vier Tagen die Woche trainiert.
Nachfolgend
finden Sie eine Beschreibung wie das Trainingsprogramm in die Praxis
umgesetzt wird. Achten sie darauf jeden Satz bis zum Muskelversagen
auszuführen. Dabei dient die Vorgabe der Wiederholungszahl als
Zielsetzung. Wenn sie also feststellen, dass das Gewicht zu schwer
ist und sie nicht 6 Wiederholungen schaffen würden, dann machen sie
zum Schluss eine verkürzte Bewegung (sofern keine Hilfestellung zur
Seite steht). Sollten sie feststellen, dass das Gewicht zu leicht
gewählt ist, machen sie eine oder zwei Wdh. mehr.
1.
Zielgruppe:
Schnell
kontrahierende explosive Muskelfasern / 6 Sätze / 6 Wdh. / Methode:
Gewicht 80 bis 90 % der Maximalkraft, Übungsausführung mit
einsekündiger Pause zwischen jeder einzelnen Wdh. 5 Minuten Pause
zwischen den Sätzen.
2.
Zielgruppe:
Intermediäre
Muskelfasern / 6 Sätze / 6 Wdh. / Methode: Gewicht 65 bis 75 % der
Maximalkraft, normale Bewegungsgeschwindigkeit mit nur kurzer Pause
in der gestreckten Position der Wiederholung. 3 Minuten Pause
zwischen den einzelnen Sätzen.
3.
Zielgruppe:
Langsam
kontrahierende rote Muskelfasern / 6 Sätze / 6 Wdh. / Methode:
Langsam und konzentrierte Wiederholungen ohne Pause in der
gestreckten Position. Der Muskel muss konstant unter Spannung
gehalten werden.
Vorschlag
für ein Trainingsprogramm
Montag:
Brust, Bizeps
Bankdrücken (freie Gewichte) 3 Sätze = 6 Wdh.
Schrägbankdrücken (freie Gewichte) 2 Sätze = 10 Wdh.
Dips (gegebenenfalls mit Zusatzgewicht) 1 Sätze = 20 Wdh.
Langhantelcurls 3
Sätze = 6 Wdh.
Hammercurls
auf der Schrägbank 2 Sätze = 10 Wdh.
Curls
auf der Scottbank 1 Sätze = 20 Wdh.
Dienstag:
Oberschenkel, Bauch
Kniebeugen
(freie Gewichte) 3 Sätze = 6 Wdh.
Beinpressen
(Maschine) 2 Sätze = 10 Wdh.
Kreuzheben
(gegebenenfalls Maschine) 1 Sätze = 20 Wdh.
Sit-Ups
Schrägbank mit Zusatzgewicht 3 Sätze = 6 Wdh.
Wood Chops (auch
Holzfäller genannt) 2
Sätze = 10 Wdh.
Knees
to Elbow 1 Sätze = 20 Wdh.
Donnerstag:
Schulter, Trizeps
Nackendrücken
(freie Gewichte) 3 Sätze = 6 Wdh.
Rudern
stehend (freie Gewichte) 3 Sätze = 10 Wdh.
Arnold
Press 3 Sätze = 20 Wdh.
Trizepsdrücken
(freie Gewichte) 3 Sätze = 6 Wdh.
Trizepsdr.
über Kopf (freie Gewichte) 2 Sätze = 10 Wdh.
Trizepsdrücken
am Kabel (Maschine) 1 Sätze = 20 Wdh.
Freitag:
Rücken, Waden
Klimmzüge
mit Zusatzgewicht 3 Sätze = 6 Wdh.
Rudern
sitzend am Kabel (Maschine) 2 Sätze = 10 Wdh.
Kurzhantelrudern
(Maschine) 1 Sätze = 20 Wdh.
Wadenheben
stehend (Maschine) 3 Sätze = 6 Wdh.
Wadenheben
sitzend (freie Gewichte) 2 Sätze = 10 Wdh.
Wadenheben
vorgebeugt (Maschine) 1 Sätze = 20 Wdh.
Anmerkung:
Vor
dem Training ist unbedingt eine umfassende körperliche Erwärmung
auszuführen. Weiterhin sollte ein leichter Aufwärmsatz mit 20
Wiederholungen bei der ersten Übung einer jeden Muskelgruppe
absolviert werden. Die Gewichtsbelastung für diesen Aufwärmsatz
sollte bei ca. 30% des Gewichtes liegen, das für den ersten
richtigen Trainingssatz verwendet wird.
Weiterhin
bleibt anzumerken, dass der Athlet bei den meisten Übungen
wahrscheinlich das Gewicht für Satz 2 und Satz 3 etwas reduzieren
muss, da die Kraft nach Satz 1 abnimmt. Auch wäre zu empfehlen einen
Trainingspartner für die Hilfestellung hinzuzuziehen.
Zum
Abschluss würde ich empfehlen eine kurze Cardioeinheit auszuführen.
Dabei wird die Intensität im weiteren Zeitablauf abgesenkt. Der
Umfang sollte keine 10 Minuten überschreiten. Dies dient dazu dem
Körper Zeit zu geben, den Blutdruck und Kreislauf langsam
abzusenken.