Mittwoch, 4. Januar 2017

BETATOR® von Body Attack - Testbericht

Die Firma Body Attack bietet als eines der innovativsten Produkte in der Sportwelt "BETATOR®" an. Beworben wird das Produkt mit dem Inhaltsstoff "Free acid beta-Hydroxy-beta-methylbutyrat", als die reine, freie Säureform des beta-Hydroxy-beta-methylbutyrat (nachfolgend HMB).

Als Zielrichtung wird ausgewiesen, dass vor allem Athleten bei einem intensiven Training, welches auf den Muskelaufbau ausgerichtet ist, von BETATOR® profitieren.

Wenn Sie sich hierzu die Vorgaben von Body Attack auf Ihrer Webseite durchlesen, werden Sie feststellen, dass eine genaue Aussage, welchen Gewinn man aus der Einnahme dieses Produktes erzielt, fehlt. Vielmehr findet man nur allgemeine Umschreibungen, die den Rückschluss zulassen, dieses Produkt beschleunige die Regeneration und könne beim Muskelaufbau helfen. Ich kann mich natürlich in dieser Interpretation auch irren. Dies liegt dann allerdings an der bereits benannten unspezifischen  Beschreibung.

Ob die Einnahme von "BETATOR®" irgendeinen Nutzen in Bezug auf die Muskelentwicklung oder Beschleunigung der Regeneration hat, wird durch mich bezweifelt.

Ich habe drei Monate dieses Produkt unter genauer Beachtung der Gebrauchsanweisung getestet. Ich persönlich konnte keinerlei positive Wirkung feststellen. Dabei muss ich betonen, dass ich mich zuvor nicht mit der Wirkung von HMB auseinander gesetzt habe. Ich wollte unvoreingenommen dieses Produkt nach den Vorgaben des Herstellers testen. Den Test habe ich mit folgendem Programm ausgeführt.

Ich hatte mir drei Packungen a 180 Kapseln gekauft. Ich habe dann über einen Zeitraum von drei Monaten gemäß der Gebrauchsanweisung an Trainingstagen jeweils zwei Kapseln eingenommen - morgens nach dem Aufstehen, vor und nach dem Training. An trainingsfreien Tagen habe ich gemäß der Gebrauchsanweisung jeweils zwei Kapseln morgens, mittags und abends eingenommen.
 
Als Erstes habe festgestellt, dass nach etwa anderthalb Wochen gerade die Einnahme der zwei Kapseln am frühen Morgen mir Magenprobleme bereiteten. Ich bekam ein zunehmend starkes Brennen, ähnlich wie Sodbrennen, nur dass man es nicht im Hals gespürt hat, sondern mehr aus dem Magen.

Des Weiteren habe ich vor Beginn der Einnahme ein aus dem Crossfit abgeleitetes Trainingsprogramm ausgeführt. Das Training basierte auf der Ausführung von Bankdrücken und Latziehen im Liegen auf der Bank sowie Burpees. Ich habe jeweils bei Bankdrücken und Latziehen mit 20 Wiederholungen begonnen und bei den Burpees mit 2 Wiederholungen. Dann habe ich pro Satz zwei Wiederholungen beim Bankdrücken und Latziehen weniger und bei den Burpees 2 Wiederholungen mehr gemacht. Zudem wurde das Gewicht pro Satz beim Bankdrücken und Latziehen um 2,5 kg erhöht. Somit hatte ich im 10. Satz noch 2 Wiederholungen Bankdrücken und Latziehen und 20 Burpees auszuführen. Das ganze wurde auf Zeit und ohne Pausenzeiten ausgeführt. Dieses Programm habe ich dann bei Beibehaltung des Gewichtes nach einem, zwei und drei Monaten nochmals ausgeführt.

Ich hätte nun erwartet, dass die benötigte Zeit deutlich geringer ausfällt. Dem war nicht so. Zudem konnte ich auch nicht feststellen, dass der Muskelkater geringer ausfiel oder ich mich nach einer Trainingseinheit schneller regeneriert fühlte.

Da ich also durch diesen Selbstversuch keine Verbesserung feststellen konnte, bin ich auf die Suche gegangen, ob eine Wirkung und, wenn ja, welche durch die Einnahme von beta-Hydroxy-beta-methylbutyrat bereits wissenschaftlich belegt ist.

Mein erstes Problem ergibt sich aus der Aussage von Body Attack das HMB in freier Säureform vorliegt. Mit entsprechendem Denkansatz bleibt damit zu klären, was es damit auf sich hat. Diese Antwort bleibt Body Attack schuldig. Ich konnte zu diesem Problem keine Erklärung finden.

Wenn, dann wird immer Beta-hydroxy-beta-Methylbutyrat (HMB) definiert, als eine essentiellen verzweigtkettige Aminosäure die aus Leucin gebildet wird. Leucin ist in proteinhaltigen Lebensmitteln weit verbreitet und wird meistens in Mengen, die den täglichen Bedarf von ca. 3 - 4 g deutlich übersteigen, über Nahrungsmittel aufgenommen. Etwa 5 % der Aminosäure Leucin werden über Ketoisokaproat (KIC) zu HMB verstoffwechselt. Die körpereigene HMB-Produktion beträgt ca. 0.2 – 0.4 g pro Tag.  In der Muskulatur laufen muskelaufbauende (anabole) und muskelabbauende (katabole) Stoffwechselprozesse parallel ab. KIC und HMB können in der Muskelzelle möglicherweise katabole Prozesse verringern. Die genaue Wirkungsweise ist jedoch nach wie vor unklar. Vermutlich ist HMB auch eine Vorläufersubstanz der körpereigenen Cholesterinsynthese. 

Man kann jetzt also nur vermuten, dass Body Attack mit seiner Aussage darstellen will, dass in "BETATOR®" HMB irgendwie losgelöst von Leucin vorliegt. Worin sich somit dieses Produkt von den Produkten andere Anbieter von HMB unterscheidet, erschließt sich aus den Porduktangaben von Body Attack nicht.

Wenn man jetzt den Effekt von HMB auf die sportliche Leistungsfähigkeit prüft, wird HMB insbesondere mit einer Verbesserung von Kraftleistungen sowie einer erhöhten Muskelmassezunahme in Verbindung gebracht. Es soll Studien geben, die einen solchen Effekt gezeigt haben. Andere Studien haben hingegen keinen Effekt nachweisen können.

Soweit bekannt, zeigten dabei Studien mit gut trainierten Athleten und sportartspezifischen Trainings- und Testinterventionen keine leistungsverbessernde Effekte. Die Studien, die einen positiven Effekt zeigen, wurden meistens mit untrainierten oder unspezifisch trainierten Studienteilnehmern durchgeführt. Dies deutet nach meinem Dafürhalten daraufhin, dass die Teilnehmer ihre Leistungsverbesserung eher dem systematischen Training als der Einnahme von HMB verdanken.

Weitere Effekte von HMB sollen gemäß einiger Studien eine Reduktion von belastungsbedingten Muskelschäden bzw. Muskelkater, einen erhöhten Körperfettabbau, oder eine erhöhte maximale Sauerstoffaufnahme begründen. Hierzu ist die Datenlage jedoch noch so ungenau, dass es nicht einmal annähernd eine Orientierung zur Wirkung gibt.

Aus meiner Sicht ist das Hauptproblem darin begründet, dass noch nicht einmal Einigkeit darin besteht, wieviel HMB der Körper ohne bzw. bei geringer Belastung braucht und, ob bei einer Belastungszunahme zugleich ein erhöhter Bedarf an HMB besteht. Laut den Aussage einiger Studien wurde wohl bei einer Supplementierung von 3 g HMB pro Tag eine Zunahme an Muskelmasse festgestellt. Hierbei stoße ich gleich wieder auf ein Problem in den Studien. Nicht in einer wird der Ausgangswert der Muskelmasse, dass Training und der Endwert der angeblich gewonnenen Muskelmasse dargestellt. Zum überwiegenden Teil wird nur von einer signifikanten Zunahme gesprochen. Als einer der Beispiele sei hierzu die Studie von Mariella Schmid, Zentrum für medizinische Spezialisierungen, "Welche Effekte zeigt beta- Hydroxymethylbutyrat auf die Leistungsfähigkeit im Sport ?" im Universitätslehrgang „Ernährung und Sport“ aus dem Jahr 2015 genannt. Ein besonderes Problem aus meiner Sicht ist zudem, dass die Studie den Test so ausgeführt haben, dass der Vergleichsgruppe immer nur ein Placebo verabreicht wurde und nicht etwa BCAA´s. Da in BCAA´s die Aminosäure Leucin enthalten ist und somit der Körper zugleich HMB produzieren kann, wäre ein solcher Test im Vergleich zur  Einnahme mit reinem HMB zu prüfen.

Mein Fazit:

Ich begegne daher der ganzen Problematik um HMB mit folgender Überlegung. Der menschliche Körper hat es so eingerichtet, dass er bei der Einnahme von Leucin 5 % davon in HMB umwandelt. Demzufolge ist dieser evolutionsbedingte Prozess ausreichend zum Erhalt der Muskelmasse als auch der Leistungsfähigkeit. Wenn ich infolge der sportliche Belastung nunmehr einen höheren Bedarf an HMB haben sollte, gilt dies zugleich für den gesamten Aminosäurehaushalt des Körpers. Es erscheint mir daher nicht nachvollziehbar, warum der Körper nur für einzelne Aminosäuren einen Mehrbedarf haben soll. Demzufolge reicht nach meinem Dafürhalten die Supplementierung mit BCAA´s aus, um damit zugleich den durch die Leistungssteigerung gegebenfalls bedingten Mehrbedarf an HMB zu decken.